Glauben spüren, Weite wagen

Schulprogramm der Liebfrauenschule Cloppenburg

beschlossen von der Gesamtkonferenz am 4. Juni 2009

 

Präambel „Glauben spüren – Weite wagen“

Kapitel 1: Schule als Weggemeinschaft

Kapitel 2: Schule als Lerngemeinschaft

a) Was wir unter Bildung verstehen

Die Liebfrauenschule weiß sich dem Erziehungs- und Bildungsauftrag des Bischöfli­chen Schulgesetzes verpflichtet. Gymnasiale Bildung bedeutet für uns, dass wir den Schülerinnen und Schülern ein umfassendes Weltwissen vermitteln, das über die unmittelbare Verwertbarkeit hinausgeht. Wir pflegen Fächer und Unterrichtsinhal­te, die in der Tradition des gymnasialen Anspruchs stehen und nicht nur Verwer­tungswissen bzw. Anwendungswissen vermitteln.

Wir glauben, dass Bildung die Freiheit des Menschen zum Ziel hat und dass Bildung dem christlichen Menschenbild im höchsten Maße angemessen ist, weil Gott den Menschen nicht in vorgegebene Zweckzusammenhänge gesetzt hat, sondern ihn zu­erst als freies Wesen geschaffen hat.

Wir sind davon überzeugt, dass Wissenserwerb ein wichtiger Bestandteil der Bil­dung ist, weil umfassendes Wissen frei machen und vor geistiger Vereinnahmung schützen kann.

Wir sind uns aber bewusst, dass Wissenserwerb allein noch keine Bildung ist. Nach unserem Verständnis umschreibt der Begriff „Klugheit“ am ehesten das, was wir mit Bildung meinen, nämlich das Wissen um den besten Weg, das Gute zu tun. „Klugheit“ in diesem Sinn hat auch eine stark kreative Dimension.

Wir meinen, dass Schüler nachhaltig von Lehrerinnen und Lehrern gebildet wer­den, die eine authentische Persönlichkeit haben und natürlich selbst gebildet sind. Bildung ist ein personales Geschehen, in dem das Beispiel und „Vorma­chen“ der Lehrerin oder des Lehrers und die Anleitung die zentralen „Bildungs­medien“ sind. Wir sind davon überzeugt, dass ein gebildeter, kluger Mensch selbständig und im Rückgriff auf den christlichen Wertekanon das Gute und Richtige tut. Wir wissen, dass diese beiden Aspekte (geführt frei werden und aufgrund äußerer Einwirkung innerlich selbsttätig werden) eine unaufhebbare Paradoxie unserer Tätigkeit beschreiben.

Die Gestaltung des Unterrichts geschieht unter dem Aspekt, dass die uns anvertrau­ten Schüler auf zukünftige Lebenssituationen bestens vorbereitet werden.

Wir wollen unseren Schülerinnen und Schülern helfen, Urteilsvermögen, Reflexi­onsfähigkeit und kritische Distanz gegenüber dem Informationsangebot zu entwi­ckeln. Die Schüler sollen mit der Bedeutung der christlichen Werte vertraut ge­macht werden und erfahren, was an geistigen und seelischen Kräften in ihnen steckt.

Halt, Sicherheit und Festigkeit sollen unseren Schülern mit auf den Weg gegeben werden und sie sollen sich mit den Regeln des Zusammenlebens vertraut machen.

b) Was die Schüler von ihren Lehrern erwarten dürfen (Schüler – Lehrer)

Die Lehrerinnen und Lehrer …

  • üben ihren Beruf fachlich kompetent aus und bilden sich zu diesem Zweck beständig fort;

  • vermitteln die nach den curricularen Vorgaben vorgesehenen Unter­richtsinhalte möglichst motivierend, anregend, abwechslungsreich und nachhaltig und formulieren Aufgaben angemessen, altersgerecht und klar, ohne zu über- oder unterfordern;

  • bringen ihre Persönlichkeit in authentischer Weise in den Lernprozess ein und thematisieren Unterrichtsinhalte entsprechend in lebendiger Be­ziehung zur eigenen Lebenswelt wie zu der ihrer Schülerinnen und Schü­ler;

  • halten die festgelegten Unterrichtszeiten sowie alle weiteren Vorgaben und Vereinbarungen pflichtgemäß ein;

  • treten ihren Schülerinnen und Schülern in verlässlicher Erwartungshal­tung fordernd gegenüber, indem sie sowohl eine beständige Leistungsbe­reitschaft als auch ein sozialverträgliches Umgehen miteinander einfor­dern;

  • gehen verlässlich, vertrauensvoll und fair mit den ihnen anvertrauten Schülerinnen und Schülern um;

  • zeigen in herausfordernden Konfliktsituationen Nervenstärke und Ge­duld, aber auch Einfühlungsvermögen und Verständnis.

  • gewährleisten größtmögliche Transparenz gegenüber ihren Schülerin­nen und Schülern, was die Gestaltung des Unterrichts, aber auch was die Notenfindung angeht; so erklären sie zu Beginn des Schuljahres, welche Erwartungen sie im Hinblick auf die fachlichen Leistungen und das Ar­beitsverhalten haben; sie legen außerdem offen, wie sie die Zeugnisnote am Ende eines Halb- bzw. Schuljahres ermitteln;

  • zeigen persönliches Interesse am Bildungsprozess jedes einzelnen jun­gen Menschen: Ohne die Lehrerrolle aufzugeben, kommunizieren sie in einem offenen Lernprozess mit ihren Schülerinnen und Schülern, um je­dem Einzelnen eine besondere Wertschätzung in der Mitgestaltung des Unterrichts zukommen zu lassen. Darüber hinaus begleiten und beraten sie die Schülerinnen und Schüler grundsätzlich wohlwollend und ehrlich in ihrer Entwicklung in persönlichen Gesprächen und Informationsveran­staltungen; als Klassen-, Fach-, Vertrauens- oder Beratungslehrer/in und als Tutor/in oder Koordinator/in für eine bestimmte Jahrgangsstufe sind sie auch außerhalb des Unterrichts für die Belange ihrer Schülerinnen und Schüler ansprechbar;

  • fördern gezielt besondere Begabungen Einzelner, indem sie z.B. einzelne Schülerinnen und Schüler oder Schülergruppen zur Teilnahme an Wett­bewerben anregen und sie in der Arbeit an ihrem Wettbewerbsbeitrag betreuen und unterstützen, ohne das gleiche Recht aller anderen auf Bil­dung dabei zu vernachlässigen;

  • zeigen Freude an ihrer pädagogischen Arbeit mit jungen Menschen und engagieren sich entsprechend in und außerhalb des Unterrichts, sodass die Schule u. a. ein vielfältiges AG-Angebot bereithält, das über den Unter­richt hinaus den besonderen Interessen und Begabungen der Schülerin­nen und Schüler entgegenkommt und diese fördert;

  • lassen den Schülerinnen und Schülern Freiheit bei der Wahl der 2. Fremdsprache, des Kunst- und Musikprofils, der Schwerpunktfächer in der Oberstufe, des Seminarfachs, der AGs, der Sprachenfahrt in der 8. Klasse und der Studienfahrt im 11. bzw. 12. Jahrgang

c) Was die Lehrer von ihren Schülern erwarten dürfen

Die Schülerinnen und Schüler …

  • übernehmen mehr und mehr selbst Verantwortung für den eigenen Bil­dungsprozess; das Projekt „Lernen lernen“ sowie ein schuleigenes Metho­denkonzept für alle Jahrgänge der Sek. I fördern und stärken nachhaltig die Fähigkeiten und Fertigkeiten zum selbstorganisierten Lernen;

  • erscheinen pünktlich im ausgewiesenen Klassen- oder Fachraum und be­ginnen den Unterricht vorbereitet, d.h. mit bereit gelegten Arbeitsmateria­lien und Hausaufgaben;

  • begegnen Mitschülern, Lehrern und nicht pädagogischen Mitarbeitern höflich und rücksichtsvoll;

  • verhalten sich ihrem Lehrer gegenüber in jeder Situation respektvoll und teilen ihm – wenn nötig – Kritik offen, aber freundlich mit;

  • zeigen sich motiviert und lernwillig, bemühen sich um Aufmerksamkeit im Unterricht und erledigen Arbeitsaufträge zuverlässig und sorgfältig;

  • spielen sich nicht zum Zweck persönlicher Profilierung in den Vorder­grund, sondern arbeiten im Interesse des gemeinsamen Lernprozesses sach- und themenorientiert mit;

  • gehen konstruktiv mit Kritik, Wertungen und Korrekturen von Seiten des Lehrers oder ihrer Mitschüler um, indem sie Fehler als wichtige Ausgangs­punkte im Lernprozess ernst nehmen und zulassen;

  • halten die in der Hausordnung, für den jeweiligen Fachunterricht, für Klassen- und Studienfahrten oder Exkursionen festgelegten Regeln ein und gehen bei Verstoß ehrlich mit ihren Mitschülern und dem zuständigen Lehrer um;

  • übernehmen Verantwortung für Sauberkeit und Ordnung in den Klassen-, Fach- und Gemeinschaftsräumen sowie für die Gestaltung des Schullebens; sie schauen nicht weg, wenn gegen allgemein anerkannte Re­geln des Zusammenlebens verstoßen wird, sondern zeigen Courage;

  • lassen sich im Rahmen des Sozialprojekts „Alt und Jung im Gespräch“ (8. Klasse) auf die außerschulische Begegnung mit einem alten Menschen, im Rahmen des Betriebs- und Sozialpraktikums (10. Klasse) auf die Anforde­rungen der Arbeitswelt ein und reflektieren ihre Erfahrungen jeweils in einem Projekt- bzw. Praktikumsbericht;

  • engagieren sich über den innerschulischen Bereich hinaus für Menschen in Not, indem sie z.B. durch gezielte Aktionen oder kontinuierliche AG-Ar­beit ein seit vielen Jahren von der Schule gefördertes Projekt der katholi­schen Kirche für Straßenkinder in Honduras unterstützen oder ggf. auch andere Hilfsprogramme in aktuellen Notsituationen;

  • wagen Weite in der Begegnung mit Menschen anderer Nationalität, Spra­che, Kultur und Religion oder Konfession und engagieren sich im Schüler­austausch mit Evreux (Frankreich), Dvur Kralove (Tschechien) oder Cantu (Italien) sowie im Rahmen der Sprachenfahrten der 8. Klassen nach Has­tings, Echternach/Trier oder Barcelona;

  • arbeiten aktiv und konstruktiv mit in Arbeitsgruppen, die das gesamte Schulleben betreffen, insbesondere zum Schulprogramm und zur Sucht­prävention oder zur Vorbereitung von Klassen-, Schulgemeinschafts- oder Jahrgangsgottesdiensten.

d) Was die Schülerinnen und Schüler voneinander erwarten dürfen

Jede Schülerin und jeder Schüler hat das Recht, gern zur Schule zu kommen. Das setzt nicht zuletzt ein gutes Miteinander und einen respektvollen und fairen Um­gang der Schülerinnen und Schüler untereinander voraus, d. h.:

  • Jede Schülerin / Jeder Schüler wird unabhängig von Sympathie und Anti­pathie in ihrer/seiner Individualität und Freiheit durch jede(n) andere(n) anerkannt und respektiert.

  • Alle Schülerinnen und Schüler begegnen einander mit Toleranz und Of­fenheit, um eine Gemeinschaft im Lernen und Leben innerhalb der Schule zu ermöglichen.

  • Sie stehen einander während des Unterrichts, in den Pausen wie auf Klassenfahrten und Exkursionen hilfsbereit zur Seite und reagieren sensi­bel auf die Stärken und Schwächen und die besonderen Nöte und Freuden ihrer Mitschüler.

  • Ältere Schülerinnen und Schüler unterstützen jüngere.

  • Leistung wird von allen zugelassen und anerkannt, während umgekehrt leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler leistungsschwächeren helfen, so z.B. in dem Nachhilfeprojekt „Schüler helfen Schülern“.

  • Jede/r schaltet sich ohne Angst vor Prestigeverlust ein, wo Rechte ande­rer verletzt werden.

  • Jede/r Einzelne übernimmt Verantwortung für eine gute Arbeitsatmo­sphäre in der Klasse oder Kursgruppe und bei der Planung und Durchfüh­rung gemeinsamer Aktionen zur Stärkung der Klassen-, Kurs-, Jahrgangs- oder Schulgemeinschaft.

  • Einzelne Schülerinnen und Schüler engagieren sich in besonderer Weise 

    • als Klassen- und Jahrgangssprecher ;

    • in der Schülervertretung als Ansprechpartner für die Belange der Schülerschaft,

    • als Schülersprecher/in in der Aufgabe, die gesamte Schülerschaft zu vertreten.

  • Diese Schülerinnen und Schüler werden von allen anderen frei gewählt und können ihrerseits darauf vertrauen, dass ihre Arbeit von allen ande­ren Schülerinnen und Schülern mit Respekt und kritischem Interesse  ver­folgt wird und dass zugleich alle bereit sind, an einer lebendigen Gestal­tung des Schullebens mitzuwirken.

Um in dem beschriebenen Sinne ein gutes Miteinander der Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen, hat die Liebfrauenschule Gelegenheiten geschaffen, es in besonderer Weise zu thematisieren und einzuüben:

  • Den 5. Klassen stehen zu Beginn des Schuljahres ein Kennenlerntag und im 2. Halbjahr zwei Klassengemeinschaftstage zur Verfügung.

  • Je zwei Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen begleiten als Paten die Neuanfänger der 5. Klassen, um ihnen den Start an der neuen Schule zu erleichtern.

  • Die dreitägigen Klassenfahrten der 6. Klassen verfolgen vorrangig das Ziel, durch positives Erleben von Gemeinschaft die gegenseitige Wert­schätzung und so den Zusammenhalt untereinander zu stärken.

  • Die Tage religiöser Orientierung in den 9. Klassen  und im Jahrgang 12 thematisieren unter anderem die oft schmerzlich erlebten Konflikte, Kri­sen und Veränderungen innerhalb einer Klassen- oder Jahrgangsgemein­schaft im Spannungsfeld der Suche nach der eigenen Identität und Rolle in den verschiedenen Gruppen und Gemeinschaften.

  • Regelmäßige Treffen der SV und des Schülerrats und insbesondere eine zweitägige Arbeitstagung der SV mit allen Klassensprechern in jedem zweiten Schuljahr intensivieren den Informationsaustausch zwischen SV und Schülerschaft und motivieren zu neuen, von den Schülern getrage­nen Projekten im Interesse einer lebendigen Schulgemeinschaft.

  • In den Schulgottesdiensten haben alle Schülerinnen und Schüler regel­mäßig Gelegenheit, ihren Umgang mit den Mitmenschen an der Schule vor Gott zu überdenken.

e) Was Lehrerinnen und Lehrer voneinander erwarten

Die Lehrerinnen und Lehrer erwarten voneinander einen kollegialen Umgang.

Die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit ist für die hier unterrichtenden Kol­leginnen und Kollegen selbstverständlich. Die Fachkollegen beschließen geeignete Verfahren des Informationsaustausches.

Probleme untereinander werden im persönlichen Gespräch mit den betroffenen Personen geregelt. Außerdem sind die gewählten Personen der Mitarbeitervertre­tung Ansprechpartner, wenn es Konflikte oder Probleme mit Kolleginnen oder Kol­legen oder der Schulleitung gibt.

Die Mitarbeitervertretung bespricht mit der Schulleitung wöchentlich dienstliche Angelegenheiten, die die pädagogischen und nichtpädagogischen Mitarbeiter der Schule betreffen. Darunter fallen Fragen zur Schulentwicklung, zu den Dienstver­trägen, Stellenausschreibungen, Maßnahmen zur Fort- und Weiterbildung , Maß­nahmen zur Unfallverhütung und Gesundheitsförderung. Anregungen und Be­schwerden der Mitarbeitervertretung werden von der Schulleitung entgegenge­nommen und zeitnah behandelt.

Die Schulleitung behandelt alle Kolleginnen und Kollegen fair und gerecht. Deshalb sind Transparenz und Offenheit gegenüber den Kolleginnen und Kollegen die Grundlage für das personale Miteinander von Schulleitung und Kollegium.

Der Unterrichtseinsatz wird vom Schulleiter verantwortet, die Unterrichtsvertei­lung hängt in der letzten Schulwoche vor Beginn der Sommerferien aus. Wenn es während der Sommerferien zu Veränderungen hinsichtlich des Einsatzes in der Oberstufe kommt, teilt der Schulleiter diese jeweils dem betreffenden Kollegen oder der betreffenden Kollegin unverzüglich mit.

Die Schulleitung informiert das Kollegium zeitnah über alle wichtigen Angelegen­heiten, die die Schule und das Kollegium betreffen. Dazu wird regelmäßig (etwa ein Mal im Monat) eine Infopause gehalten, in der die Mitglieder der Schulleitung das Kollegium über wichtige Aspekte des Schullebens informieren.

Die Schulleitung informiert das Kollegium am Anfang eines jeden Schuljahres über die genaue Aufgabenverteilung der Schulleitungsmitglieder.

Dienstbesprechungen und Gesamtkonferenzen werden zeitlich planbar gestaltet, der zeitliche Rahmen der jeweiligen Versammlung soll 120 Minuten nicht über­schreiten.

Die Schulleitung fördert Informationstechnologien, die die Transparenz und die Nachvollziehbarkeit von Verwaltungsabläufen vergrößern.

Das Kollegium trifft sich mehrmals im Jahr zu geselligen Anlässen, um die Gemein­schaft untereinander zu stärken. Jährlich findet eine kleinere Kollegiumsfahrt statt. In besonderem Maße aber dienen die regelmäßigen gemeinsamen Gottesdienste und die gemeinsamen geistlichen Tage oder Fortbildungen im Turnus von zwei Jah­ren dazu, das Bewusstsein für die Gemeinschaftlichkeit der Bildungs- und Erzie­hungsaufgabe zu schärfen.

Kapitel 3: Schule als Erziehungs- und Entwicklungsgemeinschaft

Kapitel 4: Die Liebfrauenschule als Dienstgemeinschaft

Kapitel 5: Schule als Glaubensgemeinschaft

 

Das ganze Schulprogramm auf einer Seite im Überblick.