"Alt und Jung im Gespräch"
"Alt und Jung im Gespräch"
Ein Projekt der 8. Klassen
Ein Rabbi fragte seine Schüler,
woran man erkennen könne, dass
der Tag begonnen habe und die Nacht vorüber sei.
Die Schüler antworteten:
Wenn man einen Ölbaum von einem Feigenbaum
oder eine Ziege von einem Schaf unterscheiden kann.
Dann ist es Tag.
Das alles nicht, sagte der Rabbi.
Wenn du einen Menschen ansiehst
und in seinem Gesicht
die Züge deines Bruders
oder deiner Schwester erkennst.
Dann ist es Tag,
sagte der Rabbi.
Solange das aber nicht geschieht,
ist die Nacht
noch nicht vorüber.
Die Idee
Eine Schülerin bzw. ein Schüler der 8. Klasse und ein älterer Mensch ab ca. 70 Jahren schenken sich jede Woche gegenseitig etwa anderthalb Stunden ihrer Zeit, und zwar für insgesamt 10 Wochen. Dabei geht es um die Begegnung mit einem Menschen aus einem den Schülerinnen und Schülern fremden Erfahrungszusammenhang, und das Miteinander ist wichtiger als das Helfen. Die angesprochenen Frauen und Männer, die als Vertreter der älteren Generation zu regelmäßigen Treffen mit unseren Schülerinnen und Schülern bereit sind, sehen wir als Partner in einem lebendigen Erfahrungsaustausch zwischen Alt und Jung, in dem beide Generationen voneinander lernen können.Ziele
- Die Schüler/innen sollen durch persönliche Kontakte mit einem älteren Menschen auf veränderte Lebensbedingungen im Alter aufmerksam werden und in regelmäßigen Treffen lernen, sich darauf einzulassen und einzustellen.
- Die Begegnung mit einem älteren Menschen bzw. mit einem Menschen aus einem der Schülerin / dem Schüler fremden Erfahrungszusammenhang soll mögliche Vorurteile zwischen den verschiedenen „Welten" abbauen helfen.
- Die Schüler/innen sollen sensibel dafür werden, dass Zeit, die sie schenken und geschenkt bekommen, zu kostbarer Lebenszeit werden kann.
- Sie sollen die Verbindung von religiösem bzw. gesellschaftspolitischem Denken und damit übereinstimmendem praktischen Handeln erfahren.
- Sie sollen zu selbstverantwortlichem Handeln ermutigt und befähigt werden.
- Sie sollen in ihrem Selbstwertgefühl gestärkt werden.
- Sie sollen fähig werden, ihre konkreten Erfahrungen zu reflektieren und daraus Konsequenzen zu ziehen.
- Das Projekt trägt zur Öffnung der Schule auf die Gesellschaft hin bei.
Verankerung im Schulprofil
Das Projekt ist von der Fachgruppe Religion in die schulischen Gremien eingebracht worden und hat sowohl in der Gesamtkonferenz als auch im Schulelternrat eine breite Zustimmung gefunden, so dass es im Schuljahr 2002/03 für vorerst zwei Jahre eingeführt wurde. Ein Arbeitskreis aus Religionslehrern und Elternvertretern hat die konkrete Umsetzung des Projekts in der Anfangsphase beratend begleitet. Die weitgehend positiv bewerteten Erfahrungen mit dem Sozialprojekt haben am 8. Juni 2004 den Ausschlag gegeben, dass die Gesamtkonferenz es mit Beginn des Schuljahres 2004/05 als verbindlich eingeführt hat.Zeit
In einem Zeitraum von ca. 4 Monaten zwischen Januar und April soll jede Schülerin / jeder Schüler an einem mit dem Projektpartner vereinbarten festen Wochentag etwa anderthalb Stunden ihrer/seiner Zeit der Begegnung mit einem älteren Menschen schenken. Am Ende soll jede Schülerin/jeder Schüler mindestens 10 Treffen nachweisen können. Selbstverständlich können die Begegnungen auf Eigeninitiative noch fortgesetzt werden. Das würde uns freuen, muss aber nicht zwingend so sein.„Einsatzbereiche"
Nach Möglichkeit sollen die Schüler/innen in ihrer (nahen oder entfernten) Nachbarschaft Ausschau halten, ob es dort einen älteren Menschen gibt, der sich über einen wöchentlichen Besuch freuen würde. Dabei geht es weder um pflegerische Dienste noch um Hilfe im Haushalt, die menschliche Begegnung steht im Vordergrund. Verwandte - die eigene Oma, der eigene Opa - scheiden von der Idee her als Projektpartner aus. Über Verwandte und Bekannte, über Besuchsdienste oder direkt über die Heimleitung ist es sicher auch möglich, regelmäßig einem älteren Menschen in einem Seniorenheim der Region zu besuchen. Aber in jedem Fall sollte die jeweilige Heimleitung darüber informiert werden.Begleitung und Betreuung
Begleitet und betreut wird das Projekt im Religionsunterricht. Nach der Vorbereitungsphase im Dezember gehört in der Regel eine Wochenstunde ausdrücklich der Projektbegleitung. Sie schließt folgende Aufgaben ein:- Unterstützung bei der Suche nach einem Projektpartner, Ermutigung zum selbsttätigen Handeln und Training für den Kontaktaufbau;
- vorbereitende und begleitende Thematisierung der Begegnung und des Zusammenlebens mit älteren Menschen;
- Besprechung der Erfahrungen in kleinen Gruppen (unter Umständen in Einzelgesprächen), teilweise auch im Klassenverband;
- Anregungen und Hilfestellung für die Reflexion der Eindrücke und Erlebnisse;
- Planung und Gestaltung eines Abschlussfests für die Projektpartner.