Glauben spüren, Weite wagen

Moderne Variante einer orientierungslosen Figur


- Jahrgang 12 besucht "Woyzeck"-Inszenierung des Staatstheaters Oldenburg -

In der Exerzierhalle Oldenburg präsentierte das Staatstheater Oldenburg unter der Regie von Kevin Barz und der Dramaturgie von Verena Katz eine sehr moderne Variante des "Woyzeck". Die "Exhalle" bot im "Technical Ballroom" dabei technische Finessen an, um den Woyzeck in eine Internet- und Streamingwelt zu holen, in der er sich selbst und seine Marie verlieren.
Zoe Landwehr, Maria Pfannenschmidt, Lina Drees, Elaine Persigla und Laura Hermes schilderten später ihre Eindrück hierzu.
Woyzeck begeht in Büchners Dramenfragment einen Femizid. Er bringt seine Freundin, die Mutter seines Kindes, aus Eifersucht um. Regisseur Kevin Batz nahm einen Todesfall in Russland zur Grundlage seiner Inszenierung. Dort hatte ein Mann seine Lebensgefährtin im Winter im T-Shirt und Schlafanzughose auf den Balkon gesperrt und dann den Balkon gestreamt, sodass alle Welt dabei zusehen konnte, wie seine Lebensgefährtin erfror. Angeblich hat er dafür sogar etwas Geld bekommen. Ein makaberes, unmenschliches, tödliches Experiment.
Man kann hierin sicherlich einige Anknüpfungspunkte von Büchners Werk zu einer modernen, digitalen Welt finden. Die Unsicherheit und teilweilse Entmenschlichung in Social Media und sonstigen Online-Plattformen ist ein Thema, das seine Berechtigung hat.
Die Schülerinnen und Schüler hätten sich allerdings mehr Werktreue gewünscht und eine stärkere Fokussierung auf das Drama um Woyzeck und Marie bzw. auf den Verfall des Protagonisten.
Die technischen Finessen - unter anderem eine Live-Kommentar-Funktion über das Handy - sind sicherlich reizvoll und kurzzeitig interessant, können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Inszenierung so auch in gewisser Weise dem jungen Publikum anbiedert. Der menschliche Konflikt wurde nach Meinung der Schülerinnen und Schüler zu wenig (klar) dargestellt. "Das Drama fehlte", so Laura Hermes.
Die mehrheitliche Meinung ging im Anschluss also in die Richtung, dass die Inszenierung sicherlich reizvoll und anregend zur Diskussion ist, aber trotzdem eine Chance verpasst wurde.
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