Glauben spüren, Weite wagen

Gastschüler aus Chile


- Gegenbesuch aus Chile in Cloppenburg -

Seit Montag, dem 18.12.2023, haben wir Besuch aus Chile an unserer Schule. Genauer gesagt aus Temuco. Der eine oder andere wird sich jetzt sagen: „Temuco? Habe ich schon mal gehört. Was war noch mit diesem Ort?“

Temuco liegt etwa 500 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago de Chile und hat knapp 240000 Einwohner. Dort gibt es eine Schule, an der Deutsch als ein Hauptfach unterrichtet wird. Und auf diese Schule gehen Martin, Sofia, Daniela und Rosario. Die Vier sind für rund zwei Monate Gäste an unserer Schule und gehen zur Zeit in die 10. Klasse zusammen mit Anne, Lilly, Mareile und Emily, die im Spätherbst in Chile waren. Mit ihnen konnten wir ein Interview führen.

Frage: Ihr seid schon seit drei Wochen in Deutschland. Was habt ihr bisher erlebt?

Sofia: Oh, wir haben schon viel von Deutschland gesehen. Unter anderem natürlich die Hauptstadt Berlin. Aber auch Hamburg mit der Elbphilharmonie und Frankfurt.

Daniela: Ich habe Dresden besucht.

Rosario: Ich war in Heidelberg. Das gehört für uns irgendwie zu einem Deutschlandbesuch dazu.

Martin: Ich fand München am besten. Eine richtig tolle Stadt.

Frage: Ist es für euch das erste Mal in Deutschland und in Europa?

Alle: Ja.

Frage: Ihr seid also schon eine gewisse Zeit da. Seht ihr Unterschiede zwischen beiden Ländern.

Martin: Natürlich. Mir ist aufgefallen, dass die Menschen unterschiedlich sind. Ich meine, dass die Menschen hier sehr ordentlich sind und etwas distanzierter als in Chile. So ist die Begrüßung in Chile zum Beispiel viel inniger und herzlicher als hier.

Rosario: Ich sehe große Unterschiede in der Architektur beider Länder.

Frage: Weihnachten steht vor der Tür. Wie ist es für euch, Weihnachten in Deutschland zu verbringen?

Martin: Ich finde es sehr interessant, weil ich eine neue Erfahrung mache und neue Bräuche und Traditionen kennenlerne.

Daniela: Obwohl viele Traditionen erst mal sehr ähnlich sind. Weihnachtsbaum, Krippe, Plätzchen backen.

Rosario: Mir ist aufgefallen, dass es hier sehr viele „echte“ Weihnachtsbäume gibt. Bei uns sind die meistens aus Plastik. Die sehen aber schon fast genauso aus wie die echten. Es wachsen eben keine Weihnachtsbäume bei uns.

Frage: Ein wichtiger Teil einer Reise ist ja immer das Essen. Wie schmeckt es euch in Deutschland?

Sofia: Mir sind die anderen Gewürze in den Speisen aufgefallen. Im Vergleich zu unserem Essen ist es hier viel stärker und auch etwas anders gewürzt. Aber ich kann noch nicht sagen, welches Gewürz das ist.

Martin. Ich habe noch keine großen Unterschiede festgestellt. In Chile wie in Deutschland habe ich viel Nudeln gegessen.

Daniela: Ich habe jetzt schon mal Spätzle probiert. Die waren sehr lecker.

Martin: Oh, mir fällt was Spezielles ein. Bratwurst! Sehr lecker.

Alle: Und Glühwein. Auf dem Weihnachtsmarkt.

Sofia: Das ist bei uns nicht üblich, weil Weihnachten bei uns ja in die Sommermonate fällt und Glühwein dann nicht schmecken würde.

Frage: Geht es für euch im Anschluss an die Zeit in Cloppenburg noch weiter durch Europa.

Rosario: Wir haben dann ja unsere Sommerferien und ich werde mit meiner Mutter noch ein bisschen durch Europa reisen, wo ich schon mal da bin. Italien, Frankreich und Spanien stehen auf dem Programm. Ich freue mich schon sehr.

Frage: Vielleicht eine dumme Frage. Aber kennt ihr als Südamerikaner Schnee?

Martin: Bei uns in der Stadt gibt es eigentlich keinen Schnee. Da muss man schon etwas weiter in die Berge fahren. Aber dort gibt es reichlich Schnee. Wir haben praktisch vor der Tür ein Skigebiet, wo man im Winter (Juli bis Oktober; Anmerkung der ULF Redaktion) Skifahren kann.

Frage: Ihr lernt jetzt schon seit ein paar Jahren Deutsch bei euch an der Schule. Was gefällt euch an der Sprache?

(Die Vier lachen und tauschen sich erstmal auf Spanisch aus, was sie sagen wollen)

Martin: Es ist schon sehr kompliziert und von der Grammatik ganz anders als das Spanische.

Sofia: Wir lernen jetzt schon seit rund zwölf Jahren und allmählich fällt es einem leichter und man kann die Sprache wirklich nutzen. Wie hier zum Beispiel.

Frage: Mal eine ganz andere Frage: Könnt ihr Fahrrad fahren?

Rosario: Wirklich. Eine seltsame Frage. Natürlich können wir Fahrrad fahren. Aber anders als hier in Cloppenburg nutzen wir das Fahrrad nicht um von A nach B zu kommen wie zum Beispiel für den Schulweg, sondern das Fahrrad ist zur Freizeitgestaltung da. Als Hobby und Zeitvertreib. Der Chilene fährt viele Wege mit dem Auto. Auch recht kurze Wege.

Frage: Noch mal zurück zu eurer Zeit hier an der Schule. Ihr nehmt hier ganz normal am Unterricht teil?

Daniela: So ist es. Wir wollen hier ja viel lernen und das geht ganz gut in einer Schule. Obwohl das Schulsystem schon anders ist.

Frage: Wie meinst du das?

Daniela: Das fängt mit den Unterrichtsfächern an. Viele Unterrichtsfächer sind gleich, aber wir haben zum Beispiel keinen Politikunterricht und in der Klassenstufe, in der wir jetzt sind, auch keinen Religionsunterricht mehr. Der geht nur bis zur Grundschule.

Sofia: Und der Unterricht ist ganz anders. Hier gibt es viel Unterricht mit mündlicher Beteiligung, wofür es hier sogar Noten gibt. Mündliche Noten gibt es bei uns gar nicht. Es wird alles schriftlich abgeprüft oder als Präsentation benotet.

Martin: Mir ist aufgefallen, dass sich die Schüler hier viel mehr am Unterricht beteiligen und mitmachen. Bei uns geht es wegen der vielen Gruppenarbeit und Einzelarbeit viel unruhiger zu. Der Lehrer ist kein Leiter oder Moderator, sondern so eine Art Projektmanager. Am Ende gibt es dann oft schriftliche Prüfungen. Das ist hier schon sehr anders und alle sind viel disziplinierter. Am Ende der 12. Klasse gibt es dann Abschlussprüfungen.

Frage: Vielen Dank für das Interview. Am Ende eurer Zeit an der Schule sprechen wir dann nochmal über eure Eindrücke von Deutschland, Cloppenburg und
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