Glauben spüren, Weite wagen

Mit Unfallopfern an die Front


- Unfallprävention in Jahrgang 11 -

Es sind Fahranfänger im Jahrgang 11, die vor Achim Wach und Michaele Meyer sitzen. Einige haben den theoretischen Teil der Fahrprüfung, andere sogar schon Theorie und Praxis bestanden. Sie sind jetzt auf Cloppenburgs Straßen unterwegs - im Moment noch im so genannten "begleiteten Fahren". Sie sind genau die Zielgruppe, die der Polizeibeamte Achim Wach und Michaela Meyer, die bei einem Verkehrsunfall schwerste Verletzungen erlitt, erreichen wollen.

„Mein Leben zerplatzt wie ein Ballon“, „Die anderen haben nicht nachgedacht.“ „Warum nehmen Leute Drogen?“ „Das ist nicht fair: Ich liege hier im Sterben und er geht.“ „Warum ich?“ – Fragen, die mithilfe eines Einstiegsfilms aufgeworfen werden und mit dem der elfte Jahrgang der Liebfrauenschule ins Gespräch kommt.
Die Zahl der Verkehrstoten geht in den letzten Jahren zwar zurück, dennoch kommen schwere Unfälle immer noch vor und jeder davon ist einer zu viel. Michaela Meyer, selbst Opfer eines schweren Verkehrsunfalls, vollberentet und körperlich stark eingeschränkt, berichtet ganz offen über ihr Schicksal.

Am 12. November 2001 schrieb die NWZ: „Bei einem Unfall auf der B 213 bei Löningen (Kreis Cloppenburg) sind in der Nacht zwei Menschen schwer verletzt worden. Nach Angaben der Polizei war der 18 Jahre alte Fahrer mit seinem Wagen von der Straße abgekommen." Vollkommen gerade Strecke, Michaelas Freund war nach dem langen, harten Tag kurz eingenickt am Steuer. Kein Vorwurf. Was danach für Michaela folgt, ist ein wahres Martyrium. Ihre Verletzungen waren erheblich: Schädelspaltung, Schädelhirntrauma 3. Grades, Riss von Lunge, Leber und Blase, zertrümmerte Kniescheibe, Beckenring und Beine mehrfach gebrochen, Blutvergiftung im Krankenhaus. Es wäre leichter, das aufzuzählen, was nicht verletzt gewesen sei, so Meyer.
Die Fragen, was passieren kann, wenn man im Straßenverkehr nicht ausreichend durch Helme, Gurt, Airbags o.Ä. geschützt ist, wenn Verkehrsteilnehmer unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stehen, müde oder durch Handys abgelenkt sind , werden im Gespräch thematisiert. Dass die Schuldfrage nicht immer ganz einfach zu klären ist, wird anhand mehrerer Beispiele deutlich.
Michaelas Geschichte wird auch aus der Perspektive von Michaelas Mutter erzählt, die sich im Krankenhaus von ihrer Tochter verabschieden sollte, da die Ärzte nicht davon ausgehen konnten, dass sie überleben würde. Doch sie hat überlebt. Keiner kann sagen, warum: Kraft, Lebenswille, Dickkopf? Therapeuten haben es langsam geschafft, Beine und Arme wieder zu bewegen.
Die Schüler des Jahrgangs 11 hatten die Möglichkeit, Fragen zu stellen, die offen und ehrlich beantwortet wurden von einer Frau, die erstaunlichen Lebensmut und -freude beweist.
Das Projekt der Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta erschüttert. Aber der nachhaltige Eindruck kann dazu beitragen, dass die eine oder andere Situation im Straßenverkehr mit mehr Umsicht und Vorsicht angegangen werden wird.

 

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