Glauben spüren, Weite wagen
Münsterländische Tageszeitung, Aaron Dickerhoff, 17.01.2024

Seit 20 Jahren ein Erfolgsmodell: Die Bläserklasse


- Die Münsterländische Tageszeitung berichtet über die Musikerinnen und Musiker am ULF -

Artikel von Aaron Dickerhoff, Münsterländische Tageszeitung, Cloppenburg, 17.01.2024

Nein, schwer ist es nicht, in der Liebfrauenschule (ULF) den richtigen Raum zu finden, in dem die Bläserklasse des Jahrgangs 8 probt. Leise sind die Schüler – beziehungsweise deren Instrumente – nicht. Ein Problem für den laufenden Schulbetrieb scheint das allerdings nicht zu sein. Denn auch nach mehr als 20 Jahren können die jungen Gymnasiasten hier Blasinstrumente lernen, von der kleinen Querflöte bis zur großen Tuba. 2003 war das ULF eine der ersten Schulen in der Region, die das Konzept aufgegriffen hat. Das Angebot richtet sich in erster Linie an Kinder ohne instrumentale Vorkenntnisse, aber auch Fort¬geschrittene sind willkommen. Die Schüler lernen ihre Instrumente vom ersten Tag an gemeinsam in der Gruppe.
Gute Zusammenarbeit mit der örtlichen Kreismusikschule „Das Gruppenerlebnis ist schon ein wichtiger Bestandteil“, weiß Alexandra Buschermöhle, die als Musiklehrerin den achten Jahrgang der Bläserklasse leitet. Insgesamt gibt es vier Lehrkräfte, die sich um die Bläserklassen der vier Jahrgänge 8 bis 9 kümmern. Die Entscheidung für die Bläserklasse gilt zunächst für die Schuljahrgänge 5 und 6. Später ist dann eine Verlängerung für die folgenden 2 Schuljahre möglich. Dabei gibt es 4 Wochenstunden Musikunterricht, außer im achten Jahrgang, da sind es lediglich 3 Stunden. „Wenn man 4 Stunden Musikunterricht in der Woche hat, ist das so viel wie Deutsch oder Mathe“, hebt Buschermöhle hervor. Dass die Schüler ganze 4 Jahre lang ein Instrument im Unterricht lernen können, findet auch der neue Schulleiter Hartmut Drees wichtig. „Da haben die Jugendlichen genug Zeit, Fortschritte zu sehen.“ Damit es auch merkliche Fortschritte gibt, arbeitet die Liebfrauenschule von Beginn an mit der Kreismusikschule Cloppenburg zusammen. „Die Kooperation funktioniert reibungslos“, lobt Alexandra Buschermöhle. Alleine wäre es kaum möglich, mehr als 20 Jugendliche auf einmal auf den verschiedensten Instrumenten voranzubringen. Daher findet die Hälfte der Stunden mit allen unter ihrer Leitung im Musikraum statt. Die andere Hälfte wird in den Räumen der Musikschule abgehalten. Ein Glück, dass die beiden Einrichtungen so nah beieinander liegen. In der Musikschule werden dann die entsprechenden Musiklehrer von zwei erfahrenen Instrumentallehrkräften unterstützt. Dadurch können die Blech- und die Holzblasinstrumente getrennt unterrichtet und mehr auf die einzelnen Besonderheiten und Fortschritte eingegangen werden.
Instrumente müssen nicht immer mitgeschleppt werden Unter dem mitwirkenden Personal ist auch die ehemalige Klarinettenlehrerin von Alexandra Buschermöhle. Dass die ULF-Lehrerin selbst ein Blasinstrument spielt, sieht sie als großen Vorteil. „Das ist schon wirklich hilfreich, um den Schülern auch besser Tipps geben zu können. Es geht aber auch wohl ohne.“ Nur wenige Schüler verfügen über ein eigenes Instrument. Die meisten spielen auf einem Leihinstrument, das ihnen gegen eine gewisse Gebühr überlassen wird. Zusätzlich – und das gab es zu Anfangszeiten noch nicht – stehen aber auch einige Instrumente in der Schule parat, sodass die Jugendlichen nicht immer alles mit sich herumschleppen müssen. „Bei den Flöten ist der Transport ja kein Problem, aber bei einer Tuba oder so wird das schon schwieriger“, lacht Alexandra Buschermöhle. Eine Zeit lang gab es am ULF auch eine Streicherklasse, bei der die Schüler Geige, Cello und Co. erlernen konnten. Diese besteht aber nicht mehr. „Toll bei den Bläsern ist ja einfach, dass man schon so früh Erfolge sehen und vor allem hören kann“, findet Schulleiter Drees. Für die Jahrgänge 5 und 6 hat sich mittlerweile aber eine Perkussionklasse etabliert. Hier steht das gemeinsame rhythmische Spiel im Ensemble im Vordergrund, auf ein einzelnes Instrument wird sich nicht festgelegt. Davon können auch die Bläserklassen profitieren, so gibt es im Jahrgang 8 auch zwei Schlagzeuger, die mitspielen. Die Rückmeldungen von den Schülern und Eltern sind auch nach 20 Jahren noch positiv. Aber auch die Lehrkräfte haben ihre Freude an dem Konzept, denn nicht nur die Jugendlichen genießen die gemeinsamen Auftritte. „Mir persönlich macht das ja auch Spaß“, gibt Alexandra Buschermöhle zu. Und Hartmut Drees sieht die gute Resonanz für die Bläserklasse einen besonderen Grund: „Hier geht es weniger um Noten, hier stehen Noten im Mittelpunkt.“ Der Spaß an der Musik stehe hier im Vordergrund, nicht der Leistungsgedanke. Damit die Freude am Instrument aber nicht einfach mit dem Ende der Bläserklassenzeit endet, hat das ULF eine AG eingeführt, wo die Schüler anschließend weiter gemeinsam musizieren können. Die Verantwortlichen sehen darin ein niedrigschwelliges Angebot, um am Instrument zu bleiben.