Glauben spüren, Weite wagen

Vertiefungskurs zum Studium fundamentale in Jahrgang 11


- Nachdenken über verschiedene philosophische Positionen -

Zum Abschluss des Schuljahres kamen die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 11 noch einmal richtig ins Schwitzen, was zum einen an den hohen Temperaturen lag, zum anderen an den komplexen Fragestellungen, die an sie herangetragen wurden, mit denen sie sich auseinandersetzten und zu denen sie eine Position entwickeln sollten.
Den Auftakt der dreitägigen Veranstaltung in den Räumen der Liebfrauenschule machte der Eingangsvortrag von Dr. Marc Röbel vom Kooperationspartner der Katholischen Akademie Stapelfeld. Anhand der Philosophie von Karl Jaspers machte er deutlich, dass Wissenschaftsglaube immer trügerisch ist. "Können wir die Wahrheit haben?", lautete eine Frage.
Weiter machte Dr. Röbel deutlich, dass das Menschsein in Zusammenhang mit Wahrheit auch Kommunikation, Aneignung des Fremden und steten Austausch bedeute.
So ging es dann in die Arbeitsgruppen, die jeweils von einem Lehrertandem betreut wurden. In fünf verschiedenen Arbeitsgruppen beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler mit einem Problem unter philosophischer Perspektive.
Das Seminar "Urknall und Kosmologie" näherte sich der Frage an, wie eine physikalische Theorie vom Urknall und ein Schöpferglaube, wie er biblisch vermittelt wird, miteinander in Einklang zu bringen sind. Dazu mussten sich die Kursteilnehmer zunächst mit der Urknalltheorie und seinen physikalischen Bedingungen beschäftigen, bevor die christliche Haltung zu dieser Theorie anhand entsprechender theologischer Fachaufsätze ergründet wurde. Eine Haltung dazu mussten die Schülerinnen und Schüler dann selber entwickeln.
Im Kurs "Schönheit" ging es zunächst darum, einige primäre Aspekte von Schönheit festzuhalten, die biologische Gründe haben oder mit einem natürlichen Hang nach Symmetrien zu tun hat. Der Frage, warum dieser Sinn nach Symmetrie allen Menschen gemein sein kann, ging man dann beim Studium des Höhlengleichnisses von Platon und seiner Ideenlehre nach sowie eines Textes von Kant aus seiner Abhandlung der "Kritik der Urteilskraft". Abschließend wurden Schönheitsideale in verschiedenen Epochen und Kulturen untersucht und nach den neuen Erkenntnissen beurteilt.
Im Seminar "Wie begegnen wir dem Fremden" wurde aufgrund diverser Erfahrungen, die veranschaulicht wurden, hinterfragt, wie es eigentlich genau so ist mit der Integration. Muss es immer einen "Zwang zur Integration" geben, damit Kulturen friedlich miteinander leben können? Kann nicht auch das Fremde reizvoll sein und bleiben? In diesem Zusammenhang wurde auch eine japanische Teezeremonie besucht.
In der "Philosophie in Film und Literatur" wurde genauer untersucht, wie dem Betrachter oder Leser eine Idee davon vermittelt wird, wie der Mensch ist/sein kann und welches Bild vom Menschen damit transportiert wird. Dieser praxisnahe Kurs untersuchte beispielsweise die Frage, inwieweit der Ring in "Herr der Ringe" die Menschen zum Bösen verleitet bzw. ob er nicht sogar "das Böse" in Konkretisation ist.
Im letzten Kurs, der "Angewandten Ethik am Beispiel Tierethik" mussten Fleischesser, Vegetarier und Veganer um einen vertretbaren Standpunkt ringen, der auf vielfache Weise philosophisch beleuchtet wurde. Zur Grundlage gehörte hierbei ein facettenreiches Studium der unterschiedlichsten Tierhaltungsbedingungen.

In allen Kursen wurde schweißtreibende kognitive Leistung auf einem hohen Niveau erbracht. Die in den Kursen erbrachten gedanklichen Zusammenhänge gingen in Teilen weit über den normalen Fachunterricht hinaus und erforderten von den jungen Heranwachsenden interdisziplinäre Fähigkeiten und Fertigkeiten. Dies aber gelang und so wurde der Vertiefungskurs am Ende allenthalben als Erfolg bewertet.