Glauben spüren, Weite wagen
Vater, Mutter, Maik
Maik und Isa kommen sich näher.
Das ausgeklügelte Bühnenbild arbeitete mit Licht- und Wassereffekten.
Man kann zwar nicht ewig die Luft anhalten. Aber doch ziemlich lange. (Maik Klingenberg - Tschick)

"Tschick" - Gastspiel des Jungen Theater Bonn in Sögel



8a und 8b sehen Inszenierung des "Jungen Theater Bonn" in Sögel

Über eine Millionen mal verkauft, in 24 Sprachen übersetzt, dauergespielt auf deutschen Theaterbühnen - der Roman "Tschick" von Wolfgang Herrndorf scheint DER literarische Erfolg der neueren deutschen Literatur zu sein. Kein Wunder, dass viele Bühnen diese Roadnovelle und diesen Entwicklungsroman zum Anlass nehmen, ihn als Theateradaption auf die Bühne zu bringen.
Was macht das "Junge Theater Bonn"?
Der Roman dreht sich im Kern um die Freundschaft von zwei, später drei Figuren: dem Ich-Erzähler Maik Klingenberg, der aus einer gestörten Familie kommt, dem Russlanddeutschen Tschick und dann Isa, die von zu Hause ausgerissen zu sein scheint. Auf ihrer Reise durch Ostdeutschland lernen sie zahlreiche Menschen kennen und werden auf ihrer Reise erwachsen, lernen die Liebe kennen und was sonst noch wichtig ist im Leben.
Das Junge Theater spielt den Roman mit fünf Schauspielern. Maik, Tschick und Isa werden dabei von drei jungen Schauspielern verkörpern, denen man ihre Rolle abnimmt.
Maik (Ricardo Rausch) wirkt schüchtern und zurückhaltend, er ist dem dominanten Vater zunächst unterworfen, zu seiner großen Liebe Tatjana findet er keinen Weg. Die gesamte Geschichte wird von ihm in Richtung Publikum erzählt - imposant.
Tschick (Julius Einig) wirkt - pardon - wirklich wie ein Asi. Schlecht gekleidet, rüpelhaft, mit einem Schuss krimineller Energie. Aber dennoch herzensgut, wie man beispielsweise an seiner Analyse von Maiks Liebesleben erkennen kann - und an der Analyse seines eigenen.
Isa (Lucia Zitz) ist fast mit Beginn der ersten Szene auf der Bühne zu sehen, wenngleich sie erst viel später wirklich in Erscheinung tritt. So symbolisiert sie Maiks Wunsch nach Zuneigung und Liebe. Und so tritt sie auch später in Erscheinung, als Maik und Tschick den verhängnisvollen "Schweineunfall" haben. Voller Energie und Lebensfreude tritt sie in das Leben von Maik und Tschick.
Und dann gibt es da eine Vielzahl von weiteren Rollen: Maiks jähzorniger Vater, seine alkoholkranke Mutter, die nette und verrückte Familie von Friedemann, Horst Fricke, die Sprachtherapeutin etc..
In all diese Rollen schlüpfen abwechselnd die Schauspieler Andrea Brunetti und Jan Herrmann. Das ist gewagt, da man der Geschichte ja noch folgen können sollte, aber auch gekonnt, da es so treffen und gleichzeitig pointiert erzählt wird.
Insgesamt eine gelungen inszenierte und rasant erzählte Adaption der Romanvorlage von Herrndorf. Eine Reisegeschichte auf einer Theaterbühne zu erzählen bedarf einer gekonnten Inszenierung. Vier von fünf ULF-Sternen.

Und was sagt das Publikum?

E.L.: Die Inszenierung war gut,weil alle Schauspieler sehr gut und überzeugend gespielt haben.Meiner Meinung nach hätte man die Inszenierung aber nicht verstehen können,wenn man das Buch vorher nicht gelesen hat. Aber insgesamt hat sich die Fahrt nach Sögel gelohnt.

S.F.: Die Umsetzung des Buches ,,Tschick" in ein Theaterstück hat mir relativ gut gefallen, da die meisten Szenen beinahe identisch zum Roman waren.
Dennoch finde ich es etwas bedauernswert, dass die Bühnenkulisse stets die selbe war, obwohl das Stück an unzählig verschiedenen Orten spielte. Des weiteren habe ich den andauernden Wechsel der Darsteller in verschiedene Charaktere als negativ empfunden, weil man irgendwann sehr verwirrt war.